Moonspell | 26.10.2015


Ganz Österreich feierte am Montag den Nationalfeiertag und die Neutralität von Österreich. Grund zur Freude gab es im Speziellen auch für Moonspell-Fans. Die portugiesische Dark Metal-Band beehrte uns im Rahmen des zweiten Teils ihrer "Road To Extinction"-Tour an eben diesem Tag mit einem Auftritt in der Szene Wien. Und da aller guten Dinge bekanntlich drei sind, brachten sie zur Verstärkung die Newcomer Jaded Star aus Griechenland und die französischen Groove Metaller Dagoba mit.

Um 20:10 Uhr war es an Jaded Star, für Stimmung zu sorgen. Das wurde ihnen nicht nur durch den oft undankbaren Job als Opener erschwert, sondern auch durch die noch recht überschaubare Anzahl an Besuchern, als sie überpünktlich die Bühne enterten. Davon ließen sie sich jedoch zum Glück nicht beirren und präsentierten freudig, Grimassen schneidend und - im Falle von Sängerin Maxi Nil, die bereits für Visions Of Atlantis am Mikro stand - mit überzeugender Stimmpräsenz Songs aus ihrem Debüt Memories From The Future, welches im vergangenen April erschien. Die Band wurde nicht müde, immer wieder neue Versuche zu starten, das Publikum anzuheizen und zum Mitmachen zu animieren und so wurden endlich erste Headbanger gesichtet. Trotz der eingängigen Melodien blieben die Zuschauer zum Großteil aber leider recht zögerlich, nur aufgrund des Beifalls, den sie nach jedem Song brav zollten, konnte man erkennen, dass die Darbietung von Jaded Star Anklang fand. Gegen Ende durfte sich die Band dann zumindest über eifriges Mitgeklatsche und viel Beifall freuen und nach einer guten halben Stunde war der Auftritt der sympathischen Griechen auch schon wieder vorbei. Beim nächsten Konzert in Wien bitte mit mehr und vor allem offensichtlich begeisterungsfähigerem Publikum!

Auch Dagoba begannen um 21:00 Uhr ihr Set überpünktlich. Mittlerweile hatten sich auch etwas mehr Zuschauer als zu Höchstzeiten bei Jaded Star im Saal eingefunden, doch wie sich später herausstellen sollte, war die Höchstzahl an gekommenen Besuchern hier bereits erreicht. Zu Beginn des Auftritts kam erstmals ein wenig Halloween-Stimmung auf, begonnen wurde nämlich mit den ersten etwa 1:40 Minuten von The Beginning aus dem Soundtrack zu Bram Stoker's Dracula. Lange hielt die düstere Stimmung jedoch nicht an, denn mit dem Song Eclipse wurde bereits ein fetter Einstieg in das Set hingelegt, Instant-Headbanging inklusive. Mit Songs wie The Man You're Not, Born Twice oder The Things Within präsentierten die Franzosen der Szene ein wahrhaftiges Brett eines Sets und ließen ihre brachiale Soundwand nur so auf das Publikum einstürzen. Mächtige Grooves, ein treibender Schlagzeug-Rhythmus und jede Menge Riffs schlugen den Zuschauern nur so um die Ohren, während auch die Band selbst nur so vor Energie und Zerstörungswut sprühte. Einzig verwunderlich war jedoch, dass Dagoba kaum Songs ihres neuesten Werks Tales Of The Black Dawn zum Besten gaben. Moshvorlagen wurden allerdings auch so en masse geboten, die jedoch leider, trotz Aufforderung von Frontmann Shawter, nicht wahrgenommen wurden. Das lag vielleicht auch daran, dass es an diesem Abend eher Geschöpfe der Nacht der Altergruppe 30+ in die Szene gezogen hatte, die ja nicht mehr gerade für ihre Moshwütigkeit bekannt sind und die Headliner-Zielgruppe doch eine etwas andere ist. Lediglich vereinzelte begeisterte Headbanger konnte man erspähen. Dagoba bekamen aber nichtsdestotrotz hörbaren Zuspruch, mit einem bewegungsfreudigeren Publikum hätte man die Abrissstimmung aber auf jeden Fall deutlich toppen können.

Bereits die etwa 25-minütige Umbaupause für den Headliner Moonspell ließ auf eine düstere und stimmige Show schließen. Dazu hatten die Portugiesen auch alles Notwendige in petto: eine stimmungsvolle Aufmachung der Bühne, viel Abwechslung bei der Bedienung der Lichtanlage und sogar Rauchsäulen durften für zusätzliche Atmosphäre nicht fehlen. Da war schnell klar, wieso Moonspell eine etwas längere Umbaupause benötigten. Als sie um kurz nach 22:00 Uhr endlich die Bühne betraten, war die Freude im Zuschauerraum groß, und auch der gut gelaunten Band merkte man ihre Spielfreude deutlich an. Da es sich hierbei bekanntlich um die zweite Hälfte ihrer "Road To Extinction"-Tour handelte, stand natürlich auch in Wien ihr neuester Longplayer im Vordergrund. Begonnen wurde ohne Umschweife mit dem "Extinct"-Doppel (Breathe) Until We Are No More und dem namensgebenden Extinct, bevor sich mit Night Eternal zum ersten Mal ein wenig Halloween-Feeling bemerkbar machte. Die Ankündigung zum anschließenden Opium aus dem Jahre 1996 wurde dann mit besonders lautstarker Begeisterung aufgenommen und zum ersten Mal spürte man kurzzeitig sowas wie leichte Ekstase durch die Zuschauerreihen flirren. Moonspell schafften mit ihrer Setlist eine düstere Zeitreise ihrer Bandgeschichte und vollzogen gekonnt den Spagat zwischen 90er-Gothic Songs und aktuellen Werken mit frischen Nuancen. So reihte sich das orientalisch angehauchte Medusalem an das '96er Raven Claws, das gemeinsam mit Jaded Star-Sängerin Maxi Nil performt wurde, und Songs á la Vampiria und Mephisto, die für das ultimative prä-Halloween Flair sorgten. Sänger Fernando Ribeiros unverwechselbare Stimme enttäuschte auch live nicht, als einziges Sound-Manko soll hier nur der oftmals viel zu durchdringende Bass erwähnt werden.

Fazit: Moonspell boten einen wunderbar düsteren und tadellosen Auftritt, der sich vor allem dieser Tage perfekt in die draußen herrschende Szenerie und Stimmung eingliederte, und zeigten ein Mal mehr, wieso sie zu wahren Ikonen des Dark Metal zählen. Mit stilistisch ähnlicheren Supportbands hätte man in Sachen Stimmung aber sicher schon eher zum Höhepunkt des Abends hinleiten können, denn so bekamen Dagoba und Jaded Star trotz guter Auftritte leider nicht ganz die positive Resonanz, die ihnen eigentlich gebührt hätte.

Foto via

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