Sólstafir | 21.05.2016


Island ist ja vor allem für seine unglaublichen Naturschauspiele und atemberaubenden Naturwunder bekannt. Dass in diesem Land aber auch die Musik nicht zu kurz kommt, zeigen unter anderem Sólstafir aus der Hauptstadt Reykjavík, die sich mit ihrer außergewöhnlichen Mischung aus verschiedenen Stilen und einer Prise eigenem Touch in die Herzen der Fans weit über die isländischen Landesgrenzen hinaus gespielt haben. Am vergangenen Samstag beehrten sie uns in der Arena Wien zum bereits vorletzten Stop ihrer Ótta-Tour.

Nachdem ich ihr Konzert am letztjährigen Nova Rock aufgrund des Unwetters ausfallen lassen musste, war ich froh, so bald wieder die Möglichkeit zu bekommen, Sólstafir live zu erleben. Zum damaligen Zeitpunkt noch recht tragisch, doch das sollte sich spätestens bei der Ankündigung ihrer Headliner-Tour und der Aussicht auf zwei Stunden Sólstafir pur legen. Der Abend stand nämlich ganz im Zeichen der isländischen Band, die anno 2012 mit Svartir Svandar erstmals auf sich aufmerksam machte und mit Ótta 2014 schließlich ihren Durchbruch erzielte. Auf einen Anheizer und musikalischen ersten Gang wurde also verzichtet, doch angesichts der Tatsache, was für ein exzellentes Menü die Truppe um Sänger Aðalbjörn Tryggvason seinen Gästen kredenzte, spielte das ohnehin keine sonderlich große Rolle. Der erste Akt stand ganz im Zeichen ihres Erfolgsalbums Ótta, das in voller Länge dargeboten und live durch Streichinstrumente sowie Klavierklänge ergänzt wurde. Schon beim Opener Lágnætti vergaß man beinahe, sich zu einem Metal-Konzert eingefunden zu haben. Körperliche Ertüchtigung, wie sie auf einem Event dieser Art ansonsten zuhauf vorhanden ist, suchte man an diesem Samstag vergebens. Man könnte schon fast von andächtiger Stille sprechen, die in der Arena vorherrschte. Ein sehr bunt gemischtes Publikum, das aus sämtlichen Altersgruppen und Genre-Zugehörigkeiten kam und teilweise sogar aus einem anderen Land für das Konzert anreiste, ließ sich von den Haubenköchen des Abends einen Ohrenschmaus nach dem anderen servieren, die Gänsehaut zu einem Dauergast werden ließen. Die ausladenden Gitarrenwände wurden visuell vor allem von der Videowall im Hintergrund perfekt untermalt, die die wunderschöne isländische Landschaft noch greifbarer machte und den Zuschauer immer weiter ins Land der Feen und Trolle trug.

Nach dem stimmungsvollen ersten Akt wurde es Zeit für eine kurze Pause, die mit Szenen des isländischen Wikingerfilms Hrafninn flýgur, zu Deutsch Der Flug des Raben, überbrückt wurde. Im zweiten Akt zeigten Sólstafir, dass sie nicht nur für ruhige, verträumte Klänge stehen, sondern durchaus auch mit der Praktizierung härterer Klänge vertraut sind. Hier konnte man nun auch endlich ein paar kurze Gelegenheiten zum Headbangen wahrnehmen, während die Band ihren Instrumenten nun wesentlich mehr abverlangte. Dennoch wurde selbst in diesem Teil des Sets die Black Metal-Phase komplett außen vor gelassen. Nachdem mit Necrologue - einem Tribut an einen Freund der Band, der sich das Leben nahm und welches auf dieser Tour erstmals live gespielt wurde - fast schon ein wenig traurige Stimmung aufkam, wurde es Zeit für Fjara, das selbstverständlich nicht fehlen durfte und nicht nur den Höhepunkt des Konzertabends ausmachte, sondern auch schon zum unvermeidlichen Ende hinführte. Mit Goddess Of The Ages war schließlich Schluss, Zugabe gab es keine. Dafür konnte man die Band anschließend auf ein Pläuschchen am Merchandise-Stand treffen. Das Klischee der unnahbaren und distanzierten Nordmänner wäre somit widerlegt und der Beweis, dass Sólstafir ihr Ziel, die große Halle der Arena eines Tages im Alleingang zu füllen, zurecht erreicht haben, wurde ebenso mitgeliefert.

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