Alcest & Mono | 30.11.2016


Die Zeit, in der der Herbst in den Winter übergeht, ist immer etwas Besonderes. Die letzten Blätter fallen von den Bäumen, die Außentemperaturen sinken kontinuierlich und die Tage werden immer kürzer; bereits kurz nach 16:00 Uhr legt sich wieder Dunkelheit über das Land. Eine Zeit, in der man es sich oftmals lieber zu Hause gemütlich macht, als bei Einbruch der Dämmerung nochmal das Haus zu verlassen. Für besondere Anlässe macht man aber gerne mal eine Ausnahme und so schälten sich etwa 250 Musikfans am vergangenen Mittwoch aus ihren Kuscheldecken, um die japanischen Post Rock-Größen Mono und die französischen Shoegaze-Meister Alcest zu begrüßen, die sich bis heute, Samstag, gemeinsam auf Co-Headliner-Tour befinden und in der Szene Wien den Endspurt dieser einläuteten.

Bereits die mitgebrachte Supportband pg.lost konnte sich sehen lassen. Wer aufgrund der mittlerweile knapp über null Grad herrschenden Außentemperaturen und dem an diesem Tag zusätzlichen kalten Wind fror, war bei der sprichwörtlichen Aufwärmphase bestens aufgehoben. Ab 20:00 Uhr hüllte der schwedische Vierer den schon frühzeitig äußerst gut gefüllten Konzertsaal in eine wohltuende atmosphärische Klangdecke. Die Experimentierfreudigkeit der Band zeichnet sich durch ständige  Stimmungswechsel aus - von Atmosphäre und Melancholie hin zum Unschwung in die Brachialität und wieder zurück. Allerdings wurde die tadellose musikalische Performance durch den Sound leider etwas überschattet. Die Atmosphärikwelle schien mich aufgrund der hoch eingestellten Lautstärke stellenweise allerdings gar zu überrollen, zudem war das hin und wieder zum Einsatz gekommene Mikrofon von Mattias Bhatt im Verhältnis viel zu leise eingestellt.

Nach 20-minütiger Unterbrechung standen bereits die Co-Headliner Alcest auf der Bühne, die vom Publikum bereits sehnlichst erwartet und dementsprechend begeistert in Empfang genommen wurden. Anfängliche Probleme mit dem Mikrofon von Bandchef Neige schmälerten den wunderbaren Einstieg mit Kodama - Namensgeber von Tour und Tonträger - zwar etwas, nachdem diese jedoch behoben wurden, konnte man nur noch genießen. Alcest nahmen das begeisterte Publikum mit auf einen Ausflug in die Weiten des Shoegaze und verzauberten mit melancholischen und atmosphärisch-verträumten Klängen. Die auf Kodama zurückgekehrten gutturalen Vocalparts von Frontmann Neige kamen jedoch ebenso gut an, wie auch die frenetische Zustimmung, die die kurzen Pausen zwischen den Songs begleitete, deutlich zeigte. Bis auf wenige Augenblicke, in der Neige eine handvoll Worte an das Publikum richtete, stand die Musik der Franzosen komplett im Mittelpunkt. Die Zurückhaltung kam der musikalischen Darbietung nur zugute und konnte so ihre volle Wirkung entfalten. Mit Délivrance kam schließlich das unweigerliche, aber wunderschöne Ende und die Bühne wurde ein letztes Mal an diesem Abend für die nachfolgende Band geräumt.

Verträumt, sphärisch, und melancholisch ging es auch beim Headliner Mono zu. Zwar war die Stimmung zur Stagetime um 22:25 Uhr nicht ganz so gut wie bei Alcest zuvor, nach kurzer Eingewöhnungsphase hatten Mono das Publikum aber ebenso restlos auf ihrer Seite. Die ruhigen Töne wurden mit geschlossenen Augen genossen, während der Umschwung in die härteren Passagen so manchem einen begeisterten Jauchzer entlockte. Jegliche Interaktion mit den Zuschauern fehlte hier völlig, die Japaner bewegten sich scheinbar in ihrer eigenen, postapokalyptischen Welt. Zu stören vermochte das aber ohnehin niemanden, immerhin ließ sich die Band ihre Liebe zur Musik dennoch deutlich anmerken. So bearbeitete Gitarrist Yoda sein Instrument nach allen Regeln der Kunst und zeigte vollen Körpereinsatz, während sich der Rest der Band - wie es an diesem Abend wohl quasi zum "guten Ton" gehörte - eher in sich gekehrt präsentierte. Der Konzertabend voller Melancholie und ganz viel Atmosphäre wurde schließlich mit dem unabkömmlichen Requiem For Hell beschlossen,  ehe man wieder in die kalte Nachtluft entlassen wurde. Die atmosphärischen Klänge begleiteten so manchen zufriedenen Besucher sicher auch noch am Nachhauseweg, der im eingesetzten Schneefall angetreten wurde. Ein durch und durch stimmiger Abend!

Foto via (c) Werner Nowak

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