Nova Rock 2017

DevilDriver
Vergangene Woche ging das Nova Rock mit um eine Woche nach hinten gerücktem Termin zum 13. Mal über die Bühne und lockte dank erneut stark unterschiedlichem Line Up ein sehr gemischtes Publikum von knapp 225.000 Besuchern an. Auch ich war zum mittlerweile achten Mal infolge vor Ort, diesmal aufgrund des Line Ups allerdings nur am Donnerstag, dem ersten offiziellen Festivaltag. Wie sich im Laufe des Tages noch herausstellen sollte, war diese Entscheidung jedoch goldrichtig, dazu aber weiter unten mehr.

Der Sonderzug-Service wurde auch dieses Jahr wieder genutzt und so machte ich mich zur Mittagszeit von Meidling auf in Richtung Nickelsdorf. Eine gute Stunde später betrat ich dank reibungslosem Ablauf auch schon den vertrauten staubigen Boden und machte mich auf zur Bandausgabe. Tatsächlich sollte die Ankunft aber nicht für jeden Besucher so schnell erfolgen. Wie zu erwarten, wartete nur ein Shuttle darauf, die Feierwütigen einzusammeln und zum Gelände zu bringen, wann der nächste kommen sollte, wusste auch der Bus-Chauffeur nicht. Nachdem ich mein Ticket gegen ein krankenhausähnliches Plastik-Band eingetauscht hatte, machte ich mich direkt auf den Weg zum Kerngelände. Aufgrund der verschärften Sicherheitskontrollen rechnete ich hier mit der ersten längeren Wartezeit. Umso erschreckender war, wie schnell ich durch die Sicherheitsschleusen kam: Mein Band wurde kaum registriert, Bodycheck fand keiner statt und vom neu eingeführten Metalldetektor machte die Security-Dame erst recht keinen Gebrauch. Lediglich in die Tasche wurde ein kurzer Blick geworfen. Somit hatte ich noch genügend Zeit, bis die Red Stage zum ersten Mal an diesem Tag bespielt werden sollte, und nahm das Infield etwas genauer in Augenschein. Die Cashless-Ladestationen ließ ich zunächst außen vor; die immens langen Schlangen waren doch recht abschreckend und immerhin wollte ich meine erste musikalische Anlaufstelle nicht verpassen. Somit begnügte ich mich vorläufig mit einer kurzen Suche nach den Sanitäranlagen, denn dort, wo sich im letzten Jahr die Wassertoiletten befanden, war dieses Jahr - nichts. Lediglich ein paar Dixies konnte ich erspähen; ein Umstand, der mich bei der wieder gestiegenen Besucherzahl gelinde gesagt ziemlich verwunderte.

Gojira
Um 14 Uhr war es schließlich Zeit für die erste Band. Avatar eröffneten den ersten offiziellen Festivaltag und wurden bereits sehnlichst von einer für diese Uhrzeit sehr ansehnlichen Besucherschar erwartet. Entsprechend groß war die Freude, als die Band die Bühne betrat und ihre Freakshow startete. Die schwedischen Melodic Death Metaller holten aus dem halbstündigen Set wieder mal alles heraus und versorgten das begeisterte Publikum mit Songs wie Paint Me Red oder Smells Like A Freakshow, Frontmann Johannes Eckerström unterhielt mit wilden Grimassen und beeindruckte mit seinen Deutschkünsten und so hieß es viel zu bald schon wieder Abschied nehmen, jedoch nicht ohne das Versprechen der Band, bald wieder vorbeizuschauen. Weiter ging das Ausharren in der von Staub geschwängerten Luft, bis zwanzig Minuten später DevilDriver selbige Bühne einnahmen. In den letzten Jahren ist die Band aus Kalifornien nur noch selten in den hiesigen Gefilden zu sehen, entsprechend groß war der Andrang. Songs wie Daybreak, I Could Care Less oder Meet The Wretched verfehlten ihre Wirkung nicht und sorgten für die erste größere Welle Crowdsurfer sowie den ersten amtlichen Pit des Tages, der einige offenkundige Festivalfrischlinge in Staunen versetzte.

Schweißtreibend ging es auch im Anschluss mit The Dillinger Escape Plan weiter. Das Quintett befindet sich derzeit auf großer Abschiedstournee, heizte der Menge mit ihrer explosiven Mischung aus Stilrichtungen wie etwa Metal, Hardcore und Progressive ordentlich ein und hielt auch die Roadies bei unter anderem herumfliegenden Mikrofonständen ordentlich auf Trab. Aufgrund einer Panne sollten die Architects mit Verspätung die Bühne betreten - Zeit für eine Stärkung, zu deren ohnehin schon hohem Preis nochmal schnell ein kleiner Aufschlag kommen kann, wenn man dem Personal nicht genau auf die Finger schaut. Eine ärgerliche und lästige Taktik, die mir heuer im Vergleich zum Vorjahr um einiges verbreiteter erschien. Die Musik ließ den Ärger glücklicherweise schnell verschwinden, denn Architects sorgten trotz verkürztem Set erneut für eine schweißtreibende Show, die Festivalfeeling in seiner Reinform bot und viele glückliche Gesichter hervorbrachte.

Alter Bridge
Auch Gojira durften sich über großen Andrang freuen. Scheinbar haben die Franzosen endlich Gefallen am heimischen Publikum gefunden, denn das Konzert am Nova Rock war der dritte österreichische Festivalauftritt innerhalb von drei Jahren. Die Stimmung sprach auch diesmal wieder für sich: Fliegende Haare, fliegende Menschen und tobende Pits zeichneten das Bild zu Songs wie Stranded, Vacuity oder Backbone und zauberten auch dem sympathischen Quartett ein Lächeln ins Gesicht. Danach wurde es Zeit für den ersten Abstecher zur Blue Stage, wo die Hard Rocker Alter Bridge für ordentlichen Ansturm sorgten. Songs wie Come To Life, Show Me A Leader oder Isolation sorgten für großflächige Begeisterung und mit Blackbird gab es wieder einen ganz großen Gänsehaut-Moment - zumindest, wenn man weiter vorne am Geschehen teilhatte. Im hinteren Drittel wurde eher persönlichen Gesprächen Aufmerksamkeit geschenkt als dem Treiben auf der Bühne.

Auch Good Charlotte im Anschluss sorgten für ein enorm gut gefülltes Infield. Hits wie The River, Dance Floor Anthem und das obligatorische I Just Wanna Live sorgten für ausgelassene Stimmung und so tanzte das Publikum der Nacht entgegen. Auch der Auftritt von In Flames um 22:40 Uhr auf der Red Stage sorgte für ein enorm gefülltes Auditorium. Geboten wurde auch diesmal eine gute Show, die mit Songs wie The Jester's Race, Only For The Weak, Paralyzed oder Deliver Us Anhänger sämtlicher Schaffensphasen zufriedenstellen konnte. Nach einem kurzen Abstecher bei Blink 182 auf der Blue Stage, die mit Alkaline Trio-Sänger Matt Skiba Ersatz für Langzeitmitglied Tom DeLonge gefunden haben, wurde es auch schon wieder Zeit für die Heimreise. Diese gestaltete sich aufgrund einiger organisatorischer Pannen als weit langwieriger als gedacht, weshalb ich erst bei sich aufhellendem Himmel und Vogelgezwitscher in mein Bett fallen konnte.

In Flames
Fazit: Das Nova Rock 2017 stand organisatorisch unter keinem besonders guten Stern. Verkehrschaos am Dienstag, dem sogenannten Early Camping-Tag, und auch am Mittwoch noch starker Stau verpassten einigen Besuchern wohl vorab schon einen gewissen Dämpfer. Generell wirkten die Organisatoren heuer mit der Masse an Besuchern ziemlich überfordert. Von viel zu wenigen Dixies am Campinggelände wie auch am Infield und zu wenigen Trinkwasserstellen über zu laxe Sicherheitskontrollen bis hin zu Problemen mit den Cashless Cards, was Personalisierung und vermehrt auf Abzocke aus gewesenes Barpersonal anging, hatte ich tatsächlich noch nie so viel Negatives in Nickelsdorf erlebt, schon gar nicht an nur einem Tag. Zwar hat das natürlich nichts mit der Organisation und dem Festival an sich zu tun, dennoch kamen mir auch heuer wieder einige bestürzende Aktionen von Besuchern zu Ohren, die mich - in Kombination mit dem für mich immer uninteressanter werdenden Line Up - wirklich überlegen lassen, ob es ein nächstes Nova Rock für mich geben wird.

Hat sich also nur ein Tag in Nickelsdorf für mich gelohnt? In Hinblick auf die Musik definitiv, aufgrund des Drumherums eher nein. Liebes Nova Rock, wir hatten eine schöne Zeit, aber ich fürchte, unsere Zeit neigt sich nun wirklich dem Ende zu.

Fotos via (c) Pascal Riesinger PhotoArt & DB-Photography

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