Summer Breeze 2019 | Tag 2

Rotting Christ
Der zweite offizielle Festivaltag hatte es wettermäßig wie musikalisch in sich. Der progressive Metalcore von After The Burial und die Sonne knallten gleichermaßen auf das Infield, in die Knie zwingen ließ sich davon aber niemand. Stattdessen wurde den Aufforderungen zur Bewegung begeistert nachgekommen und Nackenmuskulatur sowie Sprunggelenke im groovigen Takt zu Songs á la Lost In The Static oder Berzerker aufgewärmt. Zufriedene Band, zufriedenes Publikum, zufriedenstellendes Aufwärmtraining trotz noch früher Stunde.

Um 14.00 Uhr offenbarte sich auf der Party Stage einer der Gründe, wieso sich in diesem Jahr so viele Familien mit Kindern am Summer Breeze tummelten: Die deutsche Version des Heavysaurus-Franchise machte in Dinkelsbühl Halt, um auch dem Nachwuchs musikalische Unterhaltung zu bieten. Doch tummelten sich vor allem viele begeisterte erwachsene Besucher im Publikum, die die Band im Dinokostüm unbedingt live erleben wollten. Die "Bienchen und Blümchen"-Stage, wie sie während des Auftritts von Heavysaurus genannt wurde, war dem Ansturm nicht ganz gewachsen, es herrschte dichtes Gedränge und ausgelassene Partystimmung. Nach ein paar Songs und noch mehr Crowdsurfern (die sich im Beisein von so vielen Kindern ziemlich verantwortungslos benahmen) wurde aber schließlich der Rückzug angetreten. Ein kurzer Einblick in die Welt der Rock-Dinos reichte.

Um 16.30 Uhr zog es mich wieder zur Party Stage. Anlass dafür war ein freudiger wie trauriger zugleich. King Apathy zählen zu den besten deutschen Post-Metal-Exporten und spielten am Summer Breeze leider ihr allerletztes Konzert. Ende Juni kündigte die Band an, das Projekt Thränenkind/King Apathy aus Zeitgründen zu Grabe zu tragen. Entsprechend gemischt war auch die Stimmung, als die Band zu ihrem halbstündigen Gig ansetzte. Freude und andächtiges Lauschen vermischten sich mit Headbangen und sogar vereinzelten Tränen bei so manchem Fan, Frontmann Nils fand während des Konzerts berührende Worte und lud danach zu einem letzten Plausch ein. Ein wunderbares Abschiedskonzert, das nur bei einsetzender Dunkelheit melancholischer hätte sein können. Melancholie und andächtiges Lauschen war auch bei Décembre Noir im Anschluss auf selbiger Bühne angesagt. Die Formation aus Frankfurt überzeugte mit wunderbar kräftigen gutturalen Vocals von Frontmann Lars Dotzauer und einnehmendem Death-Doom, der lautstarke Zugabe-Forderungen nach sich zog. Doch auch hier galt: Die Atmosphäre hätte bei Dunkelheit eine bessere Wirkung erzielt.

Zeal & Ardor
Ein Bühnentausch mit Une Misére, die danach die Wera Stage auseinandernahmen, wäre sicher nicht verkehrt gewesen. Die Isländer hätten sicher auf jeder Bühne prächtig funktioniert. Allerdings war bei der ihnen zugeteilten Bühne deutlich mehr Platz für Bewegung, der auch dringend benötigt wurde. Von der überbordenden Energie der Band und deren groovigem Post-Core getrieben, fanden sich vor allem die vorderen Reihen alsbald in einem Circle Pit wieder. Fett! Bei Rotting Christ hatte sich nach der Veröffentlichung ihrer Biografie und ihres neuen Albums The Heretics einiges im Line-Up getan. Erst im Mai bekam ich den neuen Gitarristen zu Gesicht, diesmal hatten die Griechen auch am Bass ein neues Mitglied dabei. Bestand hat eben doch nur der Wandel - und die düstere Messe, die traditionell abgehalten wurde und zu der auch der Summer Breeze-Jesus mittels Crowdsurfing nach vorne gebracht wurde. Opferung gab es zwar keine, dafür aber Feuerfontänen und Schmankerl wie Elthe Kyrie oder In Yumen-Xialba.

Auf den Auftritt von Zeal & Ardor auf der T-Stage um 22.25 Uhr war ich schon besonders gespannt. Immerhin ist die Band zurzeit in aller Munde - bei ihrer einzigartigen Mischung aus Gospel, Soul, Blues und Metal-Klängen aber auch zurecht. Zudem werden ihnen exzellente Livequalitäten nachgesagt, die ich schon in den ersten Minuten des einstündigen Sets bestätigen konnte. Bereits das an Dubstep angelehnte Intro Sacrilegium I sowie das nachfolgende In Ashes, zu dem die Schweizer die Bühne betraten, vermittelte auch all jenen, die mit Zeal & Ardor noch nicht vertraut waren: Hier ist kein Song wie der andere. Mit der einzigartigen Kombination aus verschiedenen Stilmitteln und dem dreistimmigen Gesang erschuf die Band binnen kürzester Zeit eine Atmosphäre, die ihresgleichen suchte. Da jagte eine Gänsehaut die andere und ließ das Konzert viel zu schnell vorbeigehen. Kann man nur schwer in Worten wiedergeben, muss man selbst erlebt haben.

Ein Erlebnis waren auch Cypecore, die die T-Stage um 02.15 Uhr als letzte Band betraten. Das lange Warten hatte sich bezahlt gemacht, wie die Mannheimer umgehend unter Beweis stellten. Zum SciFi-Metal gab's Weltuntergangsstimmung, eine starke Setlist und eine überaus beeindruckende visuelle Untermalung mit postapokalyptischen Outfits und Nebelkanonen - eine einnehmende Darbietung also, die dem Publikum die letzten Energiereserven entlockte und zum Mitgröhlen und Moshen animierte. Dissatisfactory? Mitnichten!

Fotos via

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