Fear Factory | 29.11.2015


Der 1. Advent - Zeit, die erste Kerze des Adventkranzes anzuzünden, sich endlich ganz legitim dem übermäßigen Konsum von Weihnachtskeksen zu widmen und sich zum wiederholten Male von Omas Weihnachts-CD beschallen zu lassen. Wer alldem aber nichts abgewinnen kann, hatte Glück, denn Wien hatte am gestrigen Sonntag gleich mehrere Metalgigs parat, denen man sich stattdessen zuwenden konnte. So verschlug es mich ein weiteres Mal in die Arena Wien, um der Jubiläumsfeier der Industrial Metal-Urgesteine Fear Factory beizuwohnen.

25 Jahre Fear Factory, 20 Jahre Demanufacture und die kürzliche Veröffentlichung von Genexus - das muss ausgiebig gefeiert werden! Und was wäre hierbei besser, als diese besonderen Anlässe zu einer ultimativen Tour zu vereinen und es mit den Fans so richtig krachen zu lassen? Am 24. November erfolgte in Aschaffenburg, Deutschland, der Auftakt, gestern machte der Industrial Party-Zug dann endlich auch in Wien Halt.  Bevor es jedoch mit der Jubiläumsfeier losging, sollte es noch zwei Aufwärmphasen seitens der mitgebrachten Support-Bands geben. Dead Label aus Irland, die noch spontan zum Line-Up hinzukamen, eröffneten um 20:00 Uhr den Abend und mussten sich anfangs noch mit einem recht spärlichen Publikum zufriedengeben. Dennoch startete das Trio  mit Feuereifer und wurde dafür mit regem Zuspruch belohnt, während sich der Saal zusehends füllte. Dead Label überzeugten mit einem sehr groovigen Sound, besonders ihr Song Are You Ready To Kill eignete sich perfekt dazu, die Nackenmuskulatur allmählich aufzuwärmen. Frontmann und Bassist Dan O' Grady zeigte sich redselig und dankbar für die entgegengebrachte positive Stimmung des Publikums, am Ende des Sets wurden sogar noch Forderungen nach einer Zugabe laut, die allerdings leider nicht mehr erfüllt werden konnten.
Zwar sollte es schon längst als selbstverständlich gelten, dass auch Frauen ihren Platz im Metal haben, ohne gleich als Besonderheit zu gelten, dennoch möchte ich an dieser Stelle noch kurz Schlagzeugerin Claire Percival erwähnen, die eindrucksvoll unter Beweis stellte, dass auch Frauen es verstehen, ihr Drumkit amtlich zu bearbeiten und ihren männlichen Kollegen somit in nichts nachstehen.

Auch Once Human im Anschluss konnten mit einer geballten Ladung an Frauenpower aufwarten. Ein schon fast träumerisches Intro kennzeichnete den Beginn des Auftritts, doch diese ruhige Atmosphäre sollte nicht lange halten und wurde umgehend zunichte gemacht, als Frontfrau Lauren Hart damit begann, die Lyrics des Openers Ground Zero ins Mikro zu röhren. Beeindruckend, welche Laute aus diesem kleinen, zierlichen Körper entwichen. Aufgrund des Klangs ihrer Stimme und ihrer Art zu gestikulieren wurde man stellenweise sogar an Angela Gossow (ex-Arch Enemy) erinnert. Da Once Human erst im letzten Jahr ins Leben gerufen wurden, bekam das Publikum hauptsächlich Songs aus ihrem im September erschienenen Debüt The Life I Remember zu hören - mit einer Ausnahme, denn als vorletzter Song wurde das Cover zu Machine Head's Davidian zum Besten gegeben und so kam letztendlich doch noch etwas mehr Bewegung in das größtenteils eher steife Publikum.

Wie bereits eingangs erwähnt, steht diese Fear Factory Tour ganz im Zeichen der 20-Jahr-Feier ihres Durchbruchs-Albums Demanufacture. Ohne Umschweife erklangen um kurz vor 22:00 Uhr das Intro und die ersten Töne des namensgebenden Titelsongs. Die ersten etwa 55 Minuten wurden dazu genutzt, ebendieses Album in voller Länge zum Besten zu geben und nach Zero Signal kam endlich etwas Leben in das überraschenderweise noch immer recht bewegungsunfreudige Publikum. Headbanger und vor allem begeistert in die Luft gereckte Teufelshörner dominierten jetzt das Bild, kurz erblickte man auch Crowdsurfer bei Dog Day Sunrise. Trotzdem fand die Darbietung viel Anklang bei den Fans, was sich eben größtenteils eher durch lautstarken Zuspruch als ständiges Treiben im Pit äußerte. Auch die Band selbst hatte gute Laune und hat sich offensichtlich bereits vom Schock der Ereignisse in der letzten Woche erholt (in der Nacht auf Mittwoch, 25. November, ereignete sich ein Busunfall, bei dem zum Glück niemand ernsthaft verletzt wurde), Frontmann Burton C. Bell suchte das Gespräch mit dem Publikum und erkundigte sich regelmäßig nach dessen Befinden. Nachdem die letzten Klänge von A Therapy For Pain verklungen waren, hatten Fear Factory noch eine gelungene Mischung aus neuen Songs des Albums Genexus sowie unverzichtbaren Klassikern parat. Nun kam auch etwas mehr Bewegung in das Publikum, bei Shock und Regenerate tat sich in den ersten Reihen ein kleiner Pit auf und auch ein paar Crowdsurfer/Stagediver wagten sich nach vorne. Mit dem Rausschmeißer Martyr wurde es dann Zeit für den letzten Zeitsprung, bevor das Konzert nach etwa 90 Minuten auch schon wieder sein Ende fand und es wieder hinaus in die Kälte ging.

Fazit: Auch nach 25 Jahren Bestehen bewiesen Fear Factory, dass sie noch kein bisschen leise sind und welche Relevanz ihr Meilenstein Demanufacture auch heute noch hat. Mit einer besseren stimmlichen Performance von Burton C. Bell (das in der Arena Dargebotene ließ stellenweise sehr zu wünschen übrig) und vielleicht dem ein oder anderen Moshpit mehr hätte man zwar sicher noch etwas mehr aus dem Konzert herausholen können, Fear Factory konnten den Großteil ihrer Fans aber auch so zufriedenstellen.

Foto via

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