Rivers Of Nihil | 24.09.2019


Was Avocado Booking da für ein starkes Tourpackage geschnürt hatten, verschlug mir bei der Ankündigung Ende März regelrecht den Atem. Rivers Of Nihil sollten nicht nur ihr aktuelles Album Where Owls Know My Name in voller Länge und mit Live-Saxophonisten zum Besten geben, sondern hatten auch im Vorprogramm nur absolute Hochkaräter dabei. Nach fast einem halben Jahr warten wurde der Konzerttraum gestern in der Arena endlich Wirklichkeit.

Orbit Culture zählen zu meinen absoluten Lieblingsbands und so freute ich mich schon unheimlich auf ihren ersten Österreich-Gig, der für 19.30 Uhr angesetzt war. Wie beim Opener üblich, war in der kleinen Halle noch nicht viel los, das sollte sich aber von Sekunde zu Sekunde ändern, als die Schweden ihren erbarmungslos-mitreißenden Melodic Death Metal unter das Volk brachten. Frontmann Niklas Karlssons Growls wirken live noch kraftvoller und mit Brettern wie Sun Of All oder Redfog hatten sie das zunehmend begeisterte Publikum schnell auf ihrer Seite. Auch der neue Song Nensha, der erst letzte Woche veröffentlicht wurde, kam gut an und offenbarte schon erste Textsicherheiten bei den Fans. Ein grandioses Live-Debüt hierzulande, ich hoffe auf baldige Rückkehr mit dem neuen Album, das 2020 erscheinen soll.

Møl brachten eine Viertelstunde später feinsten Blackgaze in die heiligen Hallen der Arena. Erst im November wurde ich Zeugin ihrer beeindruckenden Live-Qualität und auch diesmal boten die Dänen wieder ein durchgehend einnehmendes Set aus Brachialität und wunderschöner Melodik. Stakkatos und spärliche Bühnenbelichtung untermalten das musikalische Wechselbad á la Jord und Bruma auch visuell perfekt. Frontmann Kim Song verausgabte sich wie gewohnt bis aufs Äußerste und performte stellenweise im Publikum, das sichtlich angetan vom Spektakel war. Auch der zweite Wien-Gig von Møl kann somit unter "erfolgreich" zu den Akten gelegt werden.
Mit Black Crown Initiate wurde ab 21.00 Uhr feinster Progressive Death Metal geboten. Auch für die Formation aus Pennsylvania war es der zweite Gig in Wien. Nach kurzer Nachfrage von Frontmann James Dorton stellte sich heraus, dass erst eine Person die Band zuvor schon gesehen hatte. Somit wurde also vor einem zu etwa zu drei Vierteln vollen Saal voller Black Crown Initiate-Live-Neulingen gespielt. Dass sie diese auf ganzer Linie von sich überzeugen konnten, kristallisierte sich bereits zu Beginn heraus. Songs wie A Great Mistake oder Matriarch sorgten für kollektive Verzückung und fliegende Mähnen.

Experimentierfreude wird im Hause Rivers Of Nihil großgeschrieben. Seit ihrem ersten Album The Conscious Seed Of Light, das noch im Technical Death Metal angesiedelt war, haben sie eine stete musikalische Weiterentwicklung durchlebt. Mit Where Owls Know My Name hat man sich nun im Progressive Metal-Bereich eingefunden. Auf ihrer ersten Headliner-Tour durch Europa präsentiert die ebenfalls aus Pennsylvania stammende Band ihren dritten Longplayer nun in voller Länge, inklusive Live-Saxophonisten. Das Album ist voller Abwechslungsreichtum, bietet tief gestimmten Death Metal und Blastbeats en masse, aber genauso ruhige, atmosphärische Momente mit Saxophon, bleibt bei diesen Gegensätzen aber immer stimmig. Genau das wussten Rivers Of Nihil auch live tadellos zu transportieren. Das Wechselbad zwischen harten Riffs, Atmosphäre und einnehmenden Melodien sorgte für restlose Begeisterung und mithilfe einer geballten Blastbeat-Ladung kamen schließlich auch noch erste Pits zustande. Als Draufgabe hatte das Quintett dann noch Sand Baptism in petto, bevor endgültig Schluss war. Was für ein Abend.

Fazit: Dieser Konzertabend bot mir alles, was ich mir von einem rundum gelungenen Live-Erlebnis wünsche: Grandiose Bands, Abwechslungsreichtum und unzählige einnehmende Momente. In dieser Konstellation läuft die Tour noch bis Anfang Oktober, wer die Gelegenheit hat, sollte sich dieses Spektakel nicht entgehen lassen.

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