Soen | 08.09.2019


Ein namhaftes Prog-Aufgebot hatte sich für den vergangenen Sonntag in Wien angekündigt. So tauschten viele das Sofa gegen ein Soen-Live-Erlebnis und fanden sich im kleinen Saal der Arena ein. Mit The Price, dem aktuellen Baby des italienischen Musikers und Produzenten Marco Barusso, wurde der Abend um 20.00 Uhr eingeläutet. Das 2016 ins Leben gerufene Projekt präsentierte unter anderem mit dem neuen Song Stormy Weather stimmgewaltigen Alternative Rock, der auch zum Tanzen hätte einladen können. Bisher war aber noch "das Geschehen wohlwollend, aber eher starr aufnehmen" angesagt.

Das Wien-Live-Debüt der finnischen Formation Wheel stand unter keinem guten Stern. Bassist Mikko Määttä musste zwei Tage zuvor aus persönlichen Gründen zurück nach Finnland, wie Frontmann James Lascelles vor Show-Beginn ankündigte. Nach reichlicher Überlegung hatten sich Wheel dazu entschieden, die Show ohne Bassist zu spielen. Für die noch folgenden Shows bekommen sie nun Unterstützung von Aki Virta.
Kurz nach der Ankündigung von Lascelles begann das Set, als wäre nie etwas gesagt worden. Showtime. Schon das Intro wusste all jenen, die die Newcomer-Formation nicht kannten, einen einnehmenden Vorgeschmack auf die nächsten rund 40 Minuten zu liefern. Die Band ist musikalisch schwer einzuordnen, sorgte mit ihren vertrackten Nummern aber sofort für kollektives Kopfnicken und immer frenetischer aufbrandenden Applaus, je weiter der Abend fortschritt. Auch ohne Bass wusste die an diesem Abend auf ein Trio geschrumpfte Band, die ihre Gesichter unter weiten Kapuzen verbarg, Songs wie Vultures oder Lacking erfolgreich an die Zuhörerschaft zu bringen. Die reduzierte Lichtshow rundete die Darbietung ab. Was blieb waren rege Begeisterung des Publikums und die Hoffnung, die Finnen schon bald wieder live zu sehen. Dann aber hoffentlich wieder mit ihrem angestammten Bassisten, um das wheelsche Soundvolumen vollends ausschöpfen zu können.

Im regelmäßigen Abstand von zwei bis drei Jahren kommt die Progressive-Metal-Formation Soen um Ex-Opeth-Drummer Martin Lopez für ein Konzert in die kleine Halle der Wiener Arena. Das sorgte jedoch nicht für kollektiven Interessensverlust, sondern für einen nahezu brechend vollen Saal. Was für eine immer wieder sehenswerte Live-Macht Soen sind, stellten sie auch hier wieder eindrucksvoll unter Beweis. Die wunderschöne, technisch anspruchsvolle und trotzdem hoch melodische Show bot alles, was man sich von einem gelungenen Progressive-Abend wünscht. Die einzigartige Kombination abseits des Einheitsbreis durchlief nicht nur sämtliche Schaffensphasen der Band, sondern auch ein breites Spektrum an Emotionen. Hier kam dann auch erstmals Bewegung ins begeisterte Publikum. Man merkte deutlich, dass die Schweden der Hauptgrund dafür waren, die sonntägliche Gemütlichkeit unterbrochen zu haben. Rhythmisch-vertracktes á la Martyrs vom neuen Album Lotus sorgte sogar für einen Moshpit und stellte die Spielkünste der fünfköpfigen Band bestens zur Schau.
Besonders die ruhigeren Nummern waren es aber, die mit lautstarker Freude aufgenommen wurden. Lascivious und Lucidity sorgten für emotionale Gänsehaut-Momente, besonders bei ersterer mischte sich der lauthalse Gesang des Publikums unter die Stimm-Darbietung von Frontmann Joel Ekelöf. Ergreifend. Wo man hinsah, blickte man in glückliche Gesichter, die sich während und am Ende der Songs, begleitet von Begeisterungsstürmen, zu Gebärden purer Freude verzogen. Einzig wehmütig wurde man, als es nach dem letzten, viel umjubelten Schwermut-Rausschmeißer Lotus vorbei war mit dem durch und durch perfekten Soen-Spektakel. Ob ihrer wunderbaren Shows und einem regelmäßigen Tour-Rhythmus darf man sich aber schon jetzt auf das nächste Mal freuen. Vielleicht reicht es dann auch mal für die große Halle der Arena. Verdient hätten es Schweden jedenfalls.

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