Ill Niño |
Um 13:15 Uhr sollte eigentlich der Startschuss für die erste Band fallen sowie mit dem Einlass begonnen werden, doch auch heuer sollte sich all das verspäten. Mit gut 20 Minuten Verspätung folgte dann endlich der Startschuss mit den Grazer Rockern von Mad Soul Empire. Wer sich direkt nach Einlass nicht sofort zu einer der Bars oder dem Merchandise-Stand begab, gesellte sich zur Bühne, um den Opener zu begutachten. Das Quintett konnte mit jeder Menge Frauenpower, feinen Soli und eingängigen Melodien aufwarten, dennoch wurde der Auftritt eher in aller Ruhe betrachtet. Applaus und Jubelrufe zum Ende gab es dennoch. Vor allem im Wellenbrecher herrschte wesentlich mehr Andrang bei Ebony Archways im Anschluss. Der Mix aus Heavy Rock und Metal kam gut an und schon wurde es Zeit für die dritte Band des Tages.
Wesentlich härter ging es bei Rest In Fear zu. Bereits zum Einstieg ins Set mit einem exzellenten Growl wurde schnell klar: Hier wird erstklassiger Grazer Melodic Death Metal geboten! Es gab ausreichend Gelegenheiten zum Headbangen, doch auf die Ausgewogenheit aus hartem Sound und Melodie wurde genau geachtet. Für mich das erste kleine Highlight des Tages und nicht nur gefühlt ein viel zu kurzes Set. Für weiterhin viel Andrang und ein Aufgebot an Fans sorgten dann die Oberösterreicher Cannonball Ride. Kein Wunder, konnte sich die Band in den letzten Jahren national wie international einen Namen machen. Auch hier aber gilt, dass ihr moderner Metal mit Elementen aus Metalcore und Death Metal bei einer längeren Spielzeit weit besser hätte wirken können.
Doro |
Die nächste Umbaupause sollte weit länger dauern, weshalb die Zeit genutzt wurde, um das verkleinerte Gelände genauer zu inspizieren. Sofort wurde klar: Vor allem das Essensangebot wurde radikal verkleinert. Ausgerechnet zwei Trucks von Rock Food mit gewohnt horrenden Preisen wurden als Hauptversorger auserkoren. Wer sich jedoch etwa keine Currywurst um € 7,- leisten wollte, konnte nur auf Langos um € 5,- oder die altbewährten Brezeln um € 4,- zurückgreifen. Kissin' Dynamite aus Tübingen durften die ihnen zugesprochenen 30 Minuten Spielzeit nutzen, um das Publikum von sich zu überzeugen, was ihnen auch auf ganzer Linie gelang: Mit dem Satz "Wir sind Kissin' Dynamite aus Deutschland und wir sind hier, um euch in den Arsch zu treten!" ließ Sänger Hannes eine ganz schön gewagte Kampfansage los, doch die Band schaffte es mühelos, das Publikum mit schillernden Outfits, mitreißenden Glam Rock-Hymnen und ordentlich Power zu begeistern. Spätestens bei Love Me, Hate Me stand dann auch fest: definitiv love!
Ebenfalls aus Deutschland sind Beyond The Black, deren Bandgeschichte direkt aus einem Märchenbuch stammen könnte: Erst 2014 gegründet, absolvierte das Sextett ihren allerersten Liveauftritt direkt am legendären Wacken Open Air, nachdem Organisatoren des Festivals Demoaufnahmen der Band gehört hatten. Es folgten weitere Auftritte auf Festivals sowie eine Tour mit Saxon in Großbritannien. Auch vom deutschen Merchandise-Shop EMP erfuhr die Band aus Mannheim einen enormen Push und bekam kurzzeitig sogar einen Werbespot im Fernsehen. Ein Jahr und etwa 16.000 Facebook-Likes später konnte die Band bereits einige Bühnen-Erfahrungen sammeln, was man auch an dem durch und durch starken Auftritt am See Rock merkte: Feinster Symphonic Metal mit orchestraler Untermalung, eingängige Melodien, starke Growls sowie ein starker cleaner Gesang von Sängerin Jennifer Haben sorgten für einen durch und durch gelungenen halbstündigen Auftritt.
Etwas härter ging es dann wieder bei Ill Niño zu. Ihr Mix aus Metal mit lateinamerikanischen Einflüssen sowie das sympathische Auftreten und die Dauermotivation aller Mitglieder sorgten dafür, dass sich das Publikum schnell mitreißen ließ und Bock hatte, zu Songs wie I Am Loco, Liar oder dem Hit How Can I Live ordentlich zu bangen und zu moshen.
Korn |
Weiter im Heavy Metal-Bereich ging es mit den ebenfalls bereits alteingesessenen Accept. Die Wegbereiter des deutschen Heavy Metal wussten mit Songs wie dem Opener Stampede oder Final Journey, die starke Soli und die charakteristische raue Stimme von Sänger Mark Tornillo nach sich zogen, zu begeistern und Fanherzen höher schlagen zu lassen.
Schon langsam neigte sich das Festival schon wieder dem Ende zu, denn mit KoRn um kurz nach 21:00 Uhr war es schon wieder Zeit für den Co-Headliner. Die Nu Metal-Veteranen aus Kalifornien unterbrachen die Heavy Metal-Party kurzzeitig. Wahre Fans störten sich jedoch nicht daran und beobachteten das Treiben, als Jonathan Davis und seine Mannen die Bühne betraten, um im Rahmen ihrer 20th Anniversary-Tour hauptsächlich Songs aus ihrem selbstbetitelten Album zu spielen. Korn-Fans der ersten Stunde kamen voll auf ihre Kosten, denn vor allem der Song Daddy mit tragischem Hintergrund wurde davor sehr selten live gespielt. Absolut ungalant war dann allerdings das Ende, denn Here To Stay und Freak On A Leash wurden aus Zeitgründen nicht mehr gespielt - der Band wurde einfach der Strom abgestellt.
Nach einem aufwändigen Umbau war es um 22:45 Uhr soweit: Die legendären Judas Priest sollten das Festival abschließen. Und dieser Abschluss hatte es in sich: Riesige Videowalls sorgten für eine imposante visuelle Untermalung, als die Briten eine ausgewogene Mischung aus unentbehrlichen Hits wie Breaking The Law, Hell Bent For Leather oder Painkiller bis hin zu neuem Material wie etwa Redeemer Of Souls aus dem gleichnamigen neuen Album zum Besten gaben. Eine tolle Show, Metalgod Rob Halford in Topform sowie technische Effekte rundeten den Auftritt ab und sorgten für ein fulminantes Festivalende.
Judas Priest |
Auch der Sound wurde von einigen Besuchern sowie Mitarbeitern als zu laut empfunden. Da ich seit 2013 generell bei jedem Konzert Gehörschutz trage, wollte ich mich natürlich so schnell wie möglich darum kümmern, doch erst die Securities am Einlass konnten mir das Gewünschte aushändigen - und hatten am Abend keinen mehr übrig.
Wie bereits erwähnt, erschütterte mich auch der Umgang mit den österreichischen Bands sehr. Zwar ist es natürlich löblich, lokalen Bands eine Chance geben zu wollen, allerdings sind 10 Minuten Spielzeit eine absolute Zumutung. Dann lieber weniger Bands auftreten lassen und im Gegenzug längere Slots verteilen.
Was von vielen Besuchern jedes Jahr gewünscht bzw. erwartet wird: ein Shuttleservice zum Festivalgelände. Zwar wurde selbiger von der Gemeinde Unterpremstätten (!) schon mal angeboten, heuer aber leider nicht mehr. Schnellster und auch einfachster Weg zum Festival ist und bleibt per Taxi, doch das schlägt natürlich mit zwei Fahrten ebenfalls ziemlich zum ohnehin schon kostspieligen Schwarzl See-Erlebnis zu Buche.
Zwar zeigt man sich offenbar bemüht, doch an den grundlegenden Kritikpunkten wurde leider auch heuer nichts geändert. Sehr schade, denn so hätte das See Rock, das mit diesem Standort so viel Potenzial aufweist, die Chance, eine der Fixgrößen im österreichischen Festivalsommer zu werden.
Fotos via
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