Summer Breeze 2015 | Tag 1

Megaherz
Auch am Donnerstag, dem ersten offiziellen Festivaltag, knallte die Sonne erbarmungslos auf Publikum und Bands herab, doch dennoch tummelten sich schon zu früher Festivalstunde viele Fans und Merchjäger (die tägliche Warteschlange am Stand für den Festivalmerchandise ist in etwa vergleichbar mit den Bankomatschlangen am Nova Rock) am Gelände.

Bei Megaherz um 11:50 Uhr war das Auditorium ebenfalls schon so gut gefüllt, dass man meinen könnte, in wenigen Minuten würde die letzte Band des Tages auf der Pain Stage spielen. Aufgrund technischer Schwierigkeiten konnte zwar erst später als geplant losgelegt werden, doch das hielt Band und Fans keinesfalls davon ab, das Beste aus der Situation zu machen, während Sänger Alexander "Lex" Wohnhaas und seine Mannen, angestachelt von der feierwütigen Meute, Hit für Hit spielten und der Sonne trotzten. Mittlerweile war es auch schon wieder Zeit für eine Stärkung, immerhin war man dank der Hitze schon wieder früh auf den Beinen. Kulinarische Vielfalt wurde natürlich auch heuer wieder im Überfluss geboten: von Handbrot über Barbarenspieße bis hin zu Crêpe in der süßen oder pikanten Variante war wieder für jeden Geschmack etwas dabei.
Nach dem Mittagessen in der üblichen Festivalpreisklasse wurde dann die T-Stage angesteuert. Praktischerweise bot sie nicht nur Schutz vor der erbarmungslosen nachmittäglichen Sonne, sondern hatte mit Obey The Brave auch noch eine starke Liveband vorzuweisen, die mich erst im April am Impericon Festival Wien so richtig überzeugen konnten. Auch am Summer Breeze wurde wieder eine richtig starke Show geboten, mit groovigen Hits wie Raise Your Voice, Live And Learn oder dem abschließenden Get Real wurden wieder Moshmöglichkeiten en mass geboten, die das gut gefüllte Zelt nur so zum Schwitzen brachten. Zwar machten sich bei einigen Fans gegen Ende leichte Ermüdungserscheinungen bemerkbar, bei so einer starken Show war das aber nur zu verständlich.

Ost+Front
Nach der 30-minütigen Umbaupause betraten Rammstein die Bühne - äh Ost+Front aus Berlin. Die Ähnlichkeit ist aber auch nicht nur musikalisch verblüffend: Bei den Liveshows setzt das Sextett, ebenso wie die altbekannten Meister der Neuen Deutschen Härte, auf einige Showeinlagen. So wurden kontroverse Songs wie Fleisch oder Bitte schlag mich mit theatralischen Gesten untermalt, in einem Seniorenmobil über die Bühne gedüst und zwei riesige weiße Ballons, die mit einer roten Flüssigkeit gefüllt waren und irgendwann ohne Vorwarnung platzten, ins Publikum geworfen. Auch Sänger Herrmann's Stimme ähnelte verblüffend der von Till Lindemann, weshalb man sich von Zeit zu Zeit wirklich in einen Rammstein-Auftritt versetzt fühlte und bestens unterhalten wurde.

Weit weniger düster wurde es mit Black Stone Cherry um 18:10 Uhr, die eine gehörige Portion Southern Rock auf die Main Stage brachten. Zu den üblichen Hits wie White Trash Millionaire, Blind Man oder Blame It On The Boom Boom gesellten sich auch für Liveauftritte untypische Songs, Bassist Ben Wells fetzte in üblicher Manier grinsend über die Bühne, Schlagzeuger John Young schlug wie von Sinnen auf sein Drumset ein und musste laufend zu neuen Sticks greifen, und Sänger Chris Robertson fungierte als Ruhepol mit starker Stimme.

Um kurz vor 20:30 Uhr absolvierten dann die Prog-Giganten Opeth ihren ersten Summer Breeze-Auftritt seit 2009. Der etwa einstündige Slot wurde dazu genutzt, um sowohl Fans der Death Metal-, als auch der Progressive-Schaffensphase Schmankerl wie den Opener Eternal Rains Will Come, Cusp Of Eternity oder The Grand Conjuration zu präsentieren. Die ruhigen Klänge vermischten sich wunderbar mit der untergehenden Sonne und schufen schon fast eine kitschige Atmosphäre, während die Growls des leider wieder viel zu wortkargen Fronters Mikael Åkerfeldt in den sich verdunkelnden Himmel hineindrangen und jedes Fanherz ob dieser gelungenen Mischung höher schlagen ließen.

Kreator
Kurz vor 23:00 Uhr war es dann auch schon wieder Zeit für den Headliner auf der Main Stage: die deutschen Thrash-Ikonen Kreator. Bereits die in der Umbaupause aufgestellten LED-Wände ließen vermuten: hier wird gleich etwas Beeindruckendes passieren. Als die Band schließlich die Bühne betrat und den Gig mit Enemy Of God einläutete, stieg die Stimmung immer weiter, während sich erste Moshpits bildeten und sich der erste Schwung an Crowdsurfern auf den Weg nach vorne machte. Songs wie Awakening Of The Gods oder Phantom Antichrist wurden visuell durch die LED-Wände sowie mit Pyros und Nebelkanonen untermalt. Bei From Flood Into Fire gab es dann noch einen ganz besonderen Moment, als  tausend Stimmen zusammen "We're in this together" grölten.

Nun aber schnell zurück zur T-Stage, denn dort spielte bereits die US-amerikanische Doom Metal-Formation Agalloch, die man auf europäischen Bühnen leider viel zu selten zu Gesicht bekommt. Leider ist es mir unmöglich, diesen Auftritt in Worte zu fassen, denn was sich da abspielte, war einfach nur überwältigend, selbst für Nicht-Diehard-Fans. Der gute Sound sorgte zusätzlich noch dafür, dass Songs wie Into The Painted Grey oder Plateau Of The Ages ihre Wirkung nicht verfehlten. Definitiv eines meiner Highlights des Festivals.

Amorphis im Anschluss auf der Pain Stage hatten es dann schwer, nach einem derartig überwältigenden Auftritt noch Gehör bei mir zu finden. Dennoch lieferten die Finnen um Fronter Tomi Joutsen eine solide Show ab, die, wie bereits im Vorfeld angekündigt, hauptsächlich ihrem bereits 20 Jahre alten Meilenstein Tales From The Thousand Lakes gewidmet wurde. Die Band schaffte es, den Bereich vor der Bühne ordentlich zu füllen und bis in die letzten Reihen mithilfe einer starken Darbietung zufriedenzustellen.

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