Rock in Vienna 2016 | Tag 3

Gojira
Nach dem musikalisch etwas ruhigeren Samstag wurden am dritten und letzten Festivaltag nochmal schwere Geschütze aufgefahren und die am Vortag etwas zur Ruhe gekommenen Nackenmuskeln ein letztes Mal kräftig strapaziert. Iron Maiden, Nightwish und Powerwolf gehörten sicher zu den Bands, die an diesem Tag am sehnlichsten erwartet wurden, doch meine persönlich präferierten Acts ließen sich etwas weiter unten im Timetable finden.

Als erste Band auf meinem persönlichen Radar hatte ich Tremonti, die die Soulstage um kurz vor 14:00 Uhr ein letztes Mal für dieses Jahr eröffneten. Da ich leider nicht ganz planmäßig von zu Hause aufbrechen konnte, verpasste ich leider den Großteil des Konzerts. Hierbei war mir auch der Weg zum Eingang ein Dorn im Auge, da das Rundherumgehen noch zusätzliche, wertvolle Minuten in Anspruch nahm. Nicht nur aufgrund des ohnehin kurzen Sets ärgerlich, sondern auch, da das Dargebotene auf jeden Fall zu beeindrucken wusste. Songs wie Once Dead oder das abschließende Wish You Well fanden ihren Weg sofort in den Gehörgang und Frontmann Mark Tremonti, seines Zeichens Leadgitarrist bei Alter Bridge, zeigte eindrucksvoll, dass er nicht nur ein begnadeter Saitenzupfer ist, sondern auch gesanglich etwas zu bieten hat.

War es bei Tremonti schon gut gefüllt, so wurde es im Anschluss vor der Mindstage noch um einiges voller. Grund für die große Zusammenkunft an Rock-Fans waren Shinedown, die es nach gut vier Jahren Österreich-Abstinenz endlich wieder auf eine hiesige Bühne geschafft hatten. Groß war auch die Wiedersehensfreude bei den Fans und von Beginn an wurden Fäuste rhythmisch gen strahlend blauen Himmel gestreckt und wild herumgehüpft, während die Band topmotiviert alte Gassenhauer wie Diamond Eyes (Boom-Lay Boom-Lay Boom) oder Second Chance und neue Hits á la Cut The Cord zum Besten gab. Da verging die Zeit natürlich wie im Flug und als der letzte Song angekündigt wurde, musste ich erstmal verwundert einen prüfenden Blick auf die Uhr werfen. Doch wie Sänger Brent Smith so schön sagte: "It's never goodbye, it's just until next time". Wir können es kaum erwarten, doch dann bitte wieder mit besserem Sound.

Mit Zakk Wylde wurde es anschließend auf der Soulstage wieder etwas ruhiger, wenngleich nicht weniger eindrucksvoll. Da wurden die Saiten nur so zum Glühen gebracht und Zakk Wylde stellte seine Fingerfertigkeiten mit ausgedehnten Soli nur zu gerne zur Schau. Für einen Nachmittagsslot mögen das aber für so manchen etwas zu viele ausgedehnte Passagen und Gepose gewesen sein, immerhin handelte es sich um einen ohnehin schon recht kurzen Slot. Beifall wurde aber dennoch brav gezollt. The Raven Age um 16:30 Uhr konnten zwar weniger eingefleischte Fans vorweisen, dafür aber haufenweise Interessenten vor die Jolly Roger Stage locken. Das Quintett brachte feinsten Melodic Metal auf die Donauinsel und bis zum nächsten Besuch werden sicher auch ein paar mehr Fans sehnsüchtig auf den Gig der sympathischen Briten warten.

Zakk Wylde
Für den kompletten Gig blieb für mich allerdings keine Zeit, da sich zeitgleich auch Gojira für ein neuerliches Konzert eingefunden hatten. Letztes Jahr noch auf der Mindstage, nahmen sie diesmal die Soulstage auseinander und mit dem Bühnenwechsel hatte sich auch die Besucherzahl geändert. Deutlich mehr Fans und Schaulustige waren diesmal im Zuschauerbereich vorzufinden, während die sympathischen Franzosen obligatorische Nackenbrecher zum Besten gaben und mit den Neuveröffentlichungen Silvera und Stranded Lust auf ihr neuestes Werk Magma machten, das am 17. Juni in die Läden kommt. Mit Kreator fand sich im Anschluss auf der Mindstage ein weiterer brachialer Publikumsmagnet ein. Mit Thrash-Riffs der Extraklasse, Bengalos und Songs wie Enemy Of God, Paranoia oder Phantom Antichrist wurde das Publikum ordentlich angestachelt, was bei ausnahmslos jedem Song zu einem Pit führte. Kreator waren schließlich die letzte Band, die ich heuer am Rock in Vienna miterlebt habe, da ich schon früher die Heimreise antrat. Rückblickend war das auch eine gute Entscheidung, da das Festival bald darauf von einer ordentlichen Regenfront getroffen wurde und ich gesundheitlich ohnehin schon ziemlich angeschlagen war. Dieser Aspekt und die Tatsache, dass vom Veranstalter in Bezug auf Wetter und weitere Spielzeiten der Bands kaum etwas kommuniziert wurde, blieben mir also erspart.

Fazit: Dass es bei einer Erstauflage zu ein paar organisatorischen Fehlern kommen kann, ist klar. Das Rock in Vienna-Team zeigte sich nach Ende des ersten Festivals im vergangenen Jahr allerdings offen für Kritik und versprach Besserung. So wunderte es doch sehr, dass sich im Gegensatz zum letzten Jahr so gut wie nichts verändert hat. Der Einlass, vor allem am ersten Festivaltag, ist nach wie vor ein großes Problem, ebenso wie die nach wie vor horrenden Preise für die Verpflegung. Und wo wir schon beim Thema wären: Auch bei den Getränkeständen stand man sich gerne mal die Beine in den Bauch, unterbesetztes und daher völlig überfordertes Barpersonal waren keine Seltenheit.
Der Wavebreaker und die in diesem Jahr neuen Golden Circle-Tickets waren ebenfalls große Aufreger. Viele Besitzer des gelben Bändchens dürften nicht in den ihnen zustehenden Bereich gekommen sein, da der Wavebreaker schon viel zu voll war, was vor allem bei Rammstein am ersten Tag ein großes Risiko darstellte. Die neu hinzugekommenen WCs und Bars haben vermutlich vermehrt dazu beigetragen, dass einige Besitzer des 3-Tages-Passes den Wavebreaker nicht mehr verließen.
Was mir bereits am ersten Tag sehr sauer aufstieß: Ohropax zu bekommen war schier ein Ding der Unmöglichkeit und glich regelrecht einer Odyssee. Ich wurde hin- und hergeschickt, doch weder die Angestellten beim Presse-Container, noch die Securities oder das Personal an den Ständen in Bühnennähe konnten mir weiterhelfen. Nur mit viel Glück konnte ich schließlich doch noch ein Paar ergattern. Aufgrund der heuer sehr stark aufgetretenen Soundprobleme hätte ich manchmal vielleicht nicht mal welche gebraucht, dass es auf einem Festival allerdings so schwierig ist, entsprechenden Gehörschutz zu bekommen, habe ich noch nie erlebt. Selbst am See Rock im letzten Jahr kam ich schneller zu den benötigten Utensilien.
Der organisatorische Fortschritt blieb für heuer also erstmal aus. Dennoch hoffe ich, dass sich die Veranstalter die doch recht zahlreiche Kritik der Besucher zu Herzen nehmen und die entsprechenden notwendigen Änderungen vornehmen, dann sollte einem durchweg positiven Erlebnis auf der Donauinsel nämlich nichts mehr im Wege stehen.

Fotos via

4 Kommentare:

  1. Also ich kommentiere nie, aber wie kann ein anonymer Redakteur der das Glück hat ein Festival besuchen u darüber schreiben zu dürfen, nicht einmal den Anstand sich das Festival zu Ende zu sehen und darüber zu berichten, dann kommentiere ich (ebenfalls anonym). :)

    Ich hab Ihren Artikel gelesen, weil ich besonders auf die Review von Iron Maiden gespannt war, aber da waren Sie ja schon zuhause. :D

    Hauptsache ein derart toll organisiertes Festival dieser Größenordnung hinunter machen. Zu verbessern wird immer etwas geben, aber ich finde man kann beim Bemängeln auch ansprechen was gut organisiert gewesen ist. Denn das war eine Menge! Vielleicht sind Sie auch zu jung ist um ein Aerodrome 2004 erlebt zu haben. Dieses war nämlich schlecht organisiert.

    Und dass man bei einer Band wie Rammstein es kurz davor und während der Show nicht mehr nach vorne kommt, bzw. nichtmal mehr den Eingang vom Wellenbrecher erreichen kann, war zumindest vorher schon den Besuchern klar, die schon mal auf einem Rammstein Konzert waren. Goldenes Ticket hin oder her. Und wenn wegen den goldenen Tickets wie vermutlich Sie eines hatten und dann frühzeitig nachhause gehen, wäre der Wellenbrecher nur halb so voll geblieben. Dann hätten sich erst Besucher und vielleicht sogar jemand seitens des Bandmanagements aufgeregt.

    Iron Maiden waren übrigens grandios. Nur daß es regnet war von den Veranstaltern wirklich schlecht organisiert . :)

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    1. Zunächst einmal möchte ich anmerken, dass es sich nicht um eine herkömmliche Presse-Akkreditierung handelte, da dies hier nach wie vor ein als privat einzustufender Blog ist. Selbstverständlich fiel mir die Entscheidung, das Festival früher zu verlassen, nicht leicht, doch Gesundheit ging für mich in diesem Fall nun mal vor. Und nein, ich hatte kein goldenes Ticket und stand auch nicht im ersten Wavebreaker. Das hatte ich auch im Review in keiner Art und Weise erwähnt, was eine solche Schlussfolgerung Ihrerseits also nicht erklärt. Aber das kann man natürlich nicht wissen, wenn man keine Ahnung vom eigentlichen Sachverhalt hat, nur sollte man sich dann auch lieber mit irgendwelchen Unterstellungen und Theorien zurückhalten. ;)

      "Runtergemacht" habe ich das Festival in keiner Weise, sondern nur schriftlich festgehalten, was mir und auch vielen anderen Besuchern aufgefallen ist. Der Großteil der Probleme war ja auch schon im letzten Jahr ein Thema und dass es dann erneut zur Sprache kommt, wenn sich trotz allem nichts verändert hat, sollte eigentlich nicht überraschen. Schön, dass Ihnen negative Erfahrungen im Laufe des Wochenendes erspart blieben oder Sie einfach darüber hinwegsehen, viele andere taten dies jedoch nicht. Allerdings verstehe ich nicht, wieso Sie ausgerechnet das Aerodrome 2004 als Vergleich hernehmen, war das das letzte Festival, auf dem Sie vor dem Rock in Vienna 2016 waren? Ich persönlich habe die Organisation zumindest mit Festivals der letzten paar Jahre verglichen. :)

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    2. Danke für die Antwort.

      Ich wußte nicht, aufgrund der Fülle, daß dieser Blog privat ist. Von dem her muß ich ein Lob aussprechen, daß die Ausführung und der Inhalt (vorallem die Texte) sehr professionell sind. :)

      Einen Ansturm läßt sich bei manchen Acts einfach nicht vermeiden und bin froh, wenn dort im Fall der Fälle die Sicherheit immer gewährleistet ist.

      Ich find's nur Schade, wenn immer nur genörgelt und dann einfach nichts Positives hervorgehoben wird - das ist hier genau so wichtig!

      Das Aerodrome hab ich herangezogen, weil es in Punkto Organistation wirklich ein Negativbeispiel war, wie ein Festival nicht ablaufen sollte und wir mittlerweile echt verwöhnt sind und das schätzen dürfen. :)

      Dieses Jahr besuche ich 3 Festivals. Ansonsten recht unregelmäßig, was aber vom Programm abhängt.

      Viel Erfolg noch mit dem Blog und gute Besserung!

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    3. Herzlichen Dank und viel Spaß auf den weiteren Festivals!

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