Summer Breeze 2016 | Tag 1

Airbourne
Der erste offizielle Festivaltag am Summer Breeze begann für mich - trotz anstrengender Anfahrt und langem Aufenthalt vor den Bühnen - bereits sehr früh. Grund dafür war der Plan, am Vormittag nach Dinkelsbühl zu fahren, um Besorgungen zu machen und den bereits seit 2014 gehegten Sightseeing-Wunsch endlich zu erfüllen. Während es sich andere Besucher in ihren Campingsesseln gemütlich machten und bereits das erste Bier des Tages zischten, wurde der Haupteingang des Festivals angesteuert, wo sich die Haltestelle für die Shuttlebusse befindet. Dank kostenlosem und unproblematischem Shuttle-Service war Dinkelsbühl schnell erreicht. Für all jene, die zwischendurch etwas mehr Zeit haben und sich für Architektur begeistern können, ist eine Besichtigung der Altstadt auf jeden Fall empfehlenswert. Dinkelsbühl kann mit vielen hübschen Fleckchen aufwarten und ich war sehr froh, mir die wunderschöne Altstadt endlich genauer ansehen zu können.

Zurück von Dinkelsbühl ging es bald darauf auch schon wieder Richtung Kerngelände, denn für 12:40 Uhr hatte sich die Modern Prog-Band Monuments auf der Main Stage angekündigt. Trotz für Festivalverhältnisse noch ziemlich früher Stunde und bereits merklich gestiegener Temperaturen durfte sich das Quintett aus London über ein gut gefülltes Auditorium und begeisterungsfähige Besucher freuen. Sich vom Groove der Metalcore-Songs mit Djent-Elementen mitreißen lassend, entstanden schnell erste Pits und Crowdsurfer machten sich auf den Weg nach vorne. Auch die Band selbst hatte sichtlich ihre reine Freude an dem Treiben. Besonders Sänger Chris Barrett, der mit einem beeindruckenden Stimmspektrum zu glänzen wusste, suchte die Nähe der Fans und nahm selbst ein Crowd-Bad in den vorderen Reihen, ehe mit I, The Creator zum großen Finale angesetzt wurde. Von Ausgewogenheit zwischen Komplexität und Eingängigkeit, der zu kollektiver Leibesertüchtigung verleitet, verstehen auch Heart Of A Coward etwas, die unterdessen die T-Stage auseinander nahmen. Nackenbrecher wie Shade, Nightmare oder Deadweight ließen die Schädel nur so kreisen, während die Briten mit absoluter Bühnenpräsenz glänzten und Frontmann Jamie Graham nicht müde wurde, das Publikum weiterhin anzustacheln. Erstes T-Stage-Konzert des Tages geglückt!

Danach wurde es erstmal Zeit für eine Verschnaufpause am Campingplatz, bevor um 16:00 Uhr erneut die Main Stage angesteuert wurde. Dort warteten Exodus auf die zahlreich erschienenen Kuttenträger, um diese mit einer Extraportion Bay Area-Thrash zu versorgen. Schnell wurde deutlich, dass dies am Summer Breeze kein schweres Unterfangen werden würde. Zu Songs wie War Is My Sheperd oder Bonded By Blood wurden Hörner in die Luft gereckt, Matten geschwungen und auch eine amtliche Wall Of Death kam zustande. Als Frontmann Steve "Zetro" Souza schließlich verkündete, dass er am Summer Breeze mehr Spaß habe als auf einem gewissen Festival im Norden, das mit W beginnt, hatte er auch den letzten Zuschauer auf seiner Seite, ehe mit Strike Of The Beast zum finalen Schlag ausgeholt wurde.

Entombed A.D.
Mit Wolfheart stand um 18:00 Uhr das aktuelle Baby von Tuomas Saukkonen auf der Bühne. Was als Soloprojekt von selbigem begann, ist nun eine Band, die auch gerne live auftritt. Mit ihren Alben Winterborn und Shadow World konnte die Band viele Fans gewinnen und wusste Anhänger wie Schaulustige auch am Summer Breeze gleichermaßen zu überzeugen. Der typische finnische Melo Death, der irgendwo zwischen brachial-mitreißend und melodisch-verträumt liegt und unverkennbar die Handschrift Saukkonens trägt, ließ die Zeit wie im Flug vergehen. Saukkonen, der sich gewohnt zurückhaltend und auf die Musik fokussiert gab, ließ sich gegen Ende aber doch noch zu einem kurzen Wortwechsel hinreißen, um die Zuschauer mit einem neuen Song namens Kisselli zu überraschen, der an diesem Abend zum ersten Mal live performt wurde. Erneut eine tadellose Performance der Finnen, das Live-Erlebnis wurde diesmal allerdings leider vom sehr schlechten Sound auf der T-Stage etwas überschattet.

Als Wolfheart ihr Set beendeten, war das Konzert von At The Gates auf der Main Stage bereits in vollem Gange, was Melodic Death Metal-Fans schnell zur Hauptbühne hetzen ließ. Die Schweden zeigten eindrucksvoll, wieso sie als Mitbegründer dieses Genres gelten und wussten die tausenden Anwesenden restlos von sich zu begeistern. Fans von Klassikern kamen ebenso auf ihre Kosten wie Liebhaber neuerer Werke, was zu ununterbrochener Pit-Action und Nackenstrapazierung führte. Danach war es Zeit für einen erneuten Abstecher zur T-Stage, wo sich Tribulation für einen Auftritt eingefunden hatten. Wieso die vier Schweden längst mehr als ein Geheimtipp sind, wurde schnell deutlich: die Kombination aus etwas eigenwilligem Auftreten und dem Vintage Rock-/Death Metal-Sound wusste augenblicklich in ihren Bann zu ziehen und ein zufriedenes Publikum zu hinterlassen.

Deutlich ausgelassener wurde es da im Anschluss auf der Main Stage bei Airbourne. Die Australier sind mittlerweile nicht mehr aus der Hardrock-Szene wegzudenken, gelten sogar schon als neue AC/DC und schaffen es jedes Mal aufs Neue, ein restlos begeistertes Publikum zu hinterlassen. So auch am Summer Breeze: Heiße, mitreißende und tanzbare Rock'n'Roll-Rhythmen gepaart mit einer gut gelaunten Band und einem übermotivierten Sänger, der nicht müde wurde, über die Bühne zu fetzen und Publikum wie Crew ordentlich auf Trab zu halten, machten den Auftritt erneut absolut sehenswert. 

Swallow The Sun
Als sich erste Regenschauer über das Festival ergossen, begannen Entombed A.D. auf der T-Stage mit ihrem Set. Sei es aufgrund des Legenden-Status oder wegen des Regens, das Auditorium war bereits gut gefüllt, als LG Petrov und seine Mannen die Bühne betraten. Songs wie Revel In Flesh oder Left Hand Path wussten aber auch lediglich Schutzsuchende zu überzeugen und ließen mich meine Entscheidung, Fear Factory aufgrund des starken Regens auszulassen, nicht bereuen. Als der Regen sich verzogen hatte, wurde es Zeit für die Show von Abbath, die ebenso auf der T-Stage stattfand. Der nie ohne Corpsepaint anzutreffende ehemalige Immortal-Frontmann wusste nicht nur scharenweise Publikum anzulocken, sondern dieses auch mit neuen Eigenkreationen sowie Immortal-Klassikern zu begeistern.

Nach nur einem Jahr Abstinenz gaben die Thrash-Legenden Testament erneut den Headliner der Pain Stage. Gewohnt gut gefüllt war das Areal vor der Bühne, als zu Songs wie Practice What You Preach oder Dark Roots Of Earth angesetzt wurde. Überschüssige Energie konnte man perfekt beim Headbangen oder Besuchen "Into The Pit" loswerden. Ein cooles Bühnenbild, das bei Dunkelheit einfach viel besser zur Geltung kommt, und perfekt dargebotene Soli taten ihr Übriges und sorgten für einen gelungenen Ausklang auf den Hauptbühnen.

Auf den kleineren Bühnen war ein Ende aber noch lange nicht in Sicht. Swallow The Sun gaben den Headliner auf der T-Stage und begannen ihr Set um 02:15 Uhr - eine Uhrzeit, zu der auf anderen Festivals schon längst Schluss ist. Trotz später Stunde und mittlerweile niedrigen Temperaturen kamen genug Interessierte, um den Bereich vor der Bühne zu etwa einem Drittel auszufüllen. Belohnt wurde man dafür mit einer perfekten Darbietung, deren Erlebnis auch das ein oder andere Soundproblem nicht schmälern konnte. Da die Band lediglich eine Dreiviertelstunde Spielzeit zur Verfügung hatte, wurde ein straffes Päckchen - bestehend aus unverzichtbaren Klassikern á la Cathedral Walls und neuen Krachern wie dem Einstiegssong Ten Silver Bullets - geschnürt, das stimmiger nicht hätte sein können und den ersten offiziellen Festivaltag wunderbar ausklingen ließ.

Fotos via

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